Montag, 30. Mai 2011

Rumänen sorgen wieder für Furore...

Der vor kurzem aufgestellte Rekord (19 Personen in einem Kombi, http://karrenkult.blogspot.com/2011/05/von-beifahrern-und-passagierenteil-i.html) ist erneut gebrochen worden. Drei Personen mehr quetschten sich dieses mal auf engstem Raum und sorgten für Bewunderung, Staunen und Jubelschreie als sie von der Polizei angehalten wurden. Was die Zukunft uns und den Rumänen bringen wird kann niemand vorhersehen, jedoch ist eins klar, der Himmel ist schon längst nicht mehr die Grenze.

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,765631,00.html

Freitag, 27. Mai 2011

Die Blicke von Godzilla und dem Roboter trafen sich und...

Japan ist ein faszinierender Ort und Japaner sind interessante Menschen (wenn auch leider  den momentanen tragischen Umständen nach nicht sehr beneidenswerte). Sie stehen überall in Schlangen an, das Alter eines Fußballers in Japan ist ein wesentlicher Faktor für seine Verdiensthöhe, an jeder Ecke gibt es toten Fisch in den aberwitzigsten Varianten, japanische Gameshows lassen einen regelmäßig ratlos dreinblicken, vor einer firmenrelevanten Entscheidung werden alle konsultiert damit niemand entehrt wird und sein Gesicht verliert obwohl die Entscheidung bereits gefällt worden ist und dennoch entspringen, trotz dieser merkwürdigen Eigenschaften (sicherlich gibt es noch Unmengen mehr, aber welches Land hat die nicht), unglaubliche technische Produkte aus japanischen Köpfen in die Welt. Umso erstaunlicher ist dies, da man als durchschnittlicher Mitteleuropäer haargenau weiß, dass wenn man entgegen der Mehrheit in Bezug auf seine Gewohnheiten handelt  (z.B. Wenn man in einem Mehrparteienhaus wohnt und morgens nackt die Zeitung aus dem Briefkasten holt. Als Mann ohne Pfefferspray in den Beichtstuhl zu gehen. Während eines Transatlantikflugs seine Stricknadeln rausholt) die Folgen in regelmäßiger Weise total nach hinten losgehen.

So kam es, dass im Februar 2011, trotz all der aufgezählten komischen Umstände, die vielleicht wichtigste technische Errungenschaft die Japan jemals hervorgebracht hat, jenseits aller Fotoobjektive und Sushi, endlich den europäischen Markt erreichte und auf den Namen GT-R hörte. Fairerweise muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass der GT-R in seiner Ursprungsversion bereits seit 2009 erhältlich ist. Das Facelift Modell machte dieses Wunderwerk jedoch erst jetzt nahezu perfekt.

2009 Nissan GT-R Black Edition
GT-R
von TheCarSpy


Doch was genau ist das besondere am GT-R? Was macht ihn im Vergleich zu anderen Autos so besonders? Was lässt ihn gegen anderes Auto wie ein junger Gott, herabgestiegen zu den Niederen vom Olymp, wirken?


Nissan GT-R
First super car for everybody?
Nissan GT-R von Ed Callow
Die Offenbarung, dass der GT-R etwas Außergewöhnliches ist, wird bereits bei der firmeneigenen Wahrnehmung des GT-R durch Nissan deutlich. Nissan bezeichnete den GT-R als „first supercar for everybody“. Dies wurde der Öffentlichkeit bewiesen, als der Einführungspreis der Ursprungsversion im Jahr 2009 lediglich 82000 € betrug. Bei Lamborghini oder Ferrari durfte und darf man für einen Neuwagen knapp das Doppelte auf den Tresen legen. Bei manch einem mag nun der Gedanke aufkommen, dass der geringe Preis durch hohe Unterhaltskosten relativiert werden könnten. Doch auch hier wird der GT-R der „first supercar for everybody“ Devise gerecht. Wo ein Gallardo innerorts knapp 30l verbraucht, ein Aston Martin DB 9 25l, ein Alfa Romeo 8C 25l, ein Ford GT 25l, ein Koenigsegg CCR 26l und ein Bugatti Veryon sagenhafte 40l, kommt der Nissan GT-R mit familienfreundlichen und sparsamen 18l aus, was in Verbindung mit der PS-Zahl einen fantastischen Wert darstellt.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass der Arbeitstitel während der Entwicklung Godzilla lautete. Der Titel eines Supercars (normalerweise Ferraris, Lamborghinis und Paganis etc. vorbehalten) in Zusammenhang mit dem Namen Godzilla, lässt sehr tief blicken, was Nissan mit dem GT-R vorhatte. Bekannterweise wird Japan traditionell jedes Quartal von Godzilla zerstört, verständlicherweise haben Japaner entsprechend Angst vor Godzilla. Was wäre einleuchtender gewesen als das Ding, mit dem man den Supercarmarkt von hinten aufrollen wollte und durch das andere Hersteller dem Erdboden gleichgemacht werden sollten, Godzilla zu taufen. Natürlich bestand auch noch die kleine Möglichkeit Godzilla durch diese Hommage gnädig zu stimmen und eventuell dazu zu bewegen nach China auszuwandern.

Gundam Real Grade 1/1
Großvater des Nissan GT-R...Gundam
von Akinori Yamada

Entgegen den angestrebten Besänftigungsversuchen wurde die Unförmigkeit und hässliche Visage Godzillas bei der Karosserie nicht so sehr berücksichtigt. Wen sich das mal nicht rächen wird. Der GT-R sollte das erste eigenständige japanische „supercar“ werden. So nahmen die Japaner von ihrer oftmals getätigten Lieblingsbeschäftigung, Spionage und Plagiierung, abstand und suchten nach eigener kultureller Inspiration die in die Gestaltung einfließen konnte. Fündig wurde man bei einer extrem beliebten Anime Serie und seinem riesigen Roboter Gundam, welcher angeblich nachhaltig das Design des Dachs, der Ausrichtung und anderen Merkmalen beeinflusst hat.



Doch wird der GT-R dem Anspruch tatsächlich ein Supercar zu sein gerecht? Supercars umstrahlt immer eine gewisse Aura, bedingt durch technische Daten und Ausstattung, Design und Exklusivität.

NISSAN GT-R
Godzilla oder Roboter?
Nissan GT-R von Miki Yoshihito
Fährt man in einem Supercar über die Straße, hat man in der Regel den Anspruch, das Kinder mit dem Finger auf den reichen Mann aus der Stadt hinter dem Steuer zeigen, das Frauen stehen bleiben und umgehend eine Scheidung oder Trennung in Betracht ziehen und dazusteigen und schließlich, dass man sich von der grauen, trostlosen und armen Menge der Mercedes und BMW Fahrer abhebt. Im März 2011 wurden 27 Neuwagen des GT-R in Deutschland zugelassen. Die Menge ist im Vergleich zum Mercedes E-Klasse Coupe, wenn auch kein Supercar aber immerhin ein Sportwagen, verschwindend gering (1336 Neuzulassungen), dennoch ist sie 27 mal so hoch wie die Zulassungsrate des Lexus LFA (eine Neuzulassung im März). Geht man von 27 Neuzulassungen im Monat als Festwert aus, würde man im Jahr auf 324 Neuzulassungen kommen. Bei 324 GT-R auf ca. 50 000 000 Autos, sollte die Quote dem Eigentümer dennoch ein gewisses Exotentum gewährleisten.


Doch auch jenseits der reinen Zulassungszahlen braucht der GT-R sich im Kreise der Götter nicht zu verstecken. An Ausstattung lässt er nichts wesentliches, was man von Autos solcher Klasse in Bereichen der Sicherheit, Komfort und des Stils gewohnt ist, vermissen. (Freisprecheinrichtung, 100 000 Airbags, Rennsitze, Sitzheizung, Lederlenkrad und, und, und…) Einige Merkmale sollten jedoch einzeln erwähnt werden, da sie klipp und klar das Anspruchsdenken Nissans verdeutlichen.


Innenraum Nissan GT-R
Zwischen den großen japanischen Automobilproduzenten herrscht ein Gentlemen’s Agreement kein Straßenauto für den japanischen Markt mit mehr als 276 PS zu produzieren. Folglich musste der GT-R mit seinen 530 PS (bzw. 485 PS ursprünglich, 0-100 km/h in 3,8 sek. ohne launch control) gedrosselt werden. Nissan wollte zwei Dinge. Erstens das Agreement nicht verletzten, da Japaner Ehrenmenschen sind und Nissan einen rituellen firmeninternen Massenselbstmord vorbeugen wollte, und zweitens den GT-R seiner Bestimmung nachkommen zu lassen: Einfach verdammt schnell fahren. Nissan umging dieses Problem auf ein einzigartige Art und Weise, indem sie die Drosselung an das GPS-System koppelten welches eine Automatische Freischaltung der restlichen PS vollzog sobald der GT-R sich auf einer Rennstrecke oder außerhalb Japans befand.

Multifunktionsdisplay des GT-R
Weitere Details lassen darauf schließen, dass Nissan Exzellenz anstrebte. Das voll anpassbare und frei konfigurierbare Multifunktionsdisplay (G-Werte, Verbrauch, Motor und Öltemperatur, Beschleunigung, Steuerungsverhalten, Stoppuhr, Belastung etc.) ließ Nissan von Polyphony Digital entwickeln, dem Entwicklerstudio schlechthin wenn es um Autos und Grafik geht (u.a. verantwortlich für die Gran Turismo Reihe). Ziel dieser Zusammenarbeit war ein optimales Ergebnis einer Mischung aus Anwenderfreundlichkeit, Komplexität und Schönheit mit dem finalen Vorhaben jeder beliebigen Person, die sich hinter das Steuer eines GT-R setzen sollte, zu verdeutlichen, dass Autofahren soviel mehr ist und sein kann als von A nach B zu fahren.

Nicht nur im Gebrauch sondern auch in der Produktion eines Automobils herrschte bei Nissan das Bild eines höheren Sinnes vor. So kam es, dass aufgrund dieser Einstellung die monatliche Produktionsrate des GT-R auf eine Anzahl von 1000 limitiert werden musste, da unter anderem der Motor und das Doppelkupplungsgetriebe liebevoll und mit viel Hingabe von japanischen Händen gefertigt wurden. (unter anderem auch der Grund weswegen Motor und Getrieben eines GT-R während des Montage speziell aufeinander abgestimmt werden, daher nur in der ursprünglichen Kombination funktionieren und nicht austauschbar sind).

Produktion von Hand bei Nissan

Stellt der Nissan GT-R nun den endlich gefundenen Stein der Weisen dar? Das „supercar for everybody“? Ja! Die technischen Daten sind über jeden Zweifel erhaben, auch in vergleichender Betrachtung seiner italienischen, deutschen und englischen Cousins und Cousinen. Preislich spielt der GT-R mit seinem niedrigen Preis in einer sehr hohen Klasse. Exklusivität und Ausstattung ist vorzüglich. Und gibt es etwas besseres, als ein Auto aus einer Mischung aus riesigem Roboter und Godzilla, dass den Rundenrekrod des Nürburgrings für Serienautos vergewaltigte?


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Sonntag, 15. Mai 2011

Von Beifahrern und Passagieren....Teil I

Nimmt man eine Überlandfahrt vor, stößt man früher oder später auf das weit verbreitete Phänomen „Anhalter“. Anhalter sind Wesen die kein Auto zur Verfügung haben, allerdings gerne eins hätten und daher am Straßenrand mittels Daumen auf den guten Willen ihrer motorisierten Mitmenschen hoffen. Gut überlegt sollte die Mitnahme eines Anhalters sein, denn schließlich werden die nächsten Minuten und Stunden auf engstem Raum gemeinsam verbracht, was bei unstimmigen Personenkonstellationen unausweichlich zu Konflikten führen wird.

Folgende Personen sollten daher nach Möglichkeiten nicht mitgenommen werden:


1. Jede Person mit einer Axt, Säge, Steakmesser, einem Eispickel oder einer Plastiktüte, aus der rotes Zeug auf den Boden tropft, in der Hand.

2. Mel Gibson, da an jeder roten Ampel der rechte Arm nach oben schnellt und an jeden Fußgänger gebrüllte antisemitische Parolen nach einiger Zeit durchaus auf die Nerven gehen könnten.

3. Priester, Mönche und Alternativpädagogen. Ehe man sich versieht sitzt man nackt am Steuer und spielt im gleichen Aufzug Federball auf dem nächsten Rastplatz.

4. Guido Westerwelle. „Ich will nach Tripolis….aaaach nee, Wattenscheid passt doch besser!“

5. Rumänen, da nach Zusage an den einsamen Rumänen am Straßenrand, die restlichen achtzehn aus dem Wald kommen und mitfahren wollen.
(Rassismus sieht uns im Zusammenhang mit unserer Dacialiebe ähnlich, leider aber: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,761114,00.html )

6. Winnie Puh, denn nach Ankunft ist das ganze verdammte Auto verklebt, die Türen mit Honig versiegelt und während der Fahrt wurde man mit hochklassiger Lyrik verwöhnt.

7. Alice Schwarzer, da ansonsten am nächsten Tag ein Aufschrei durch Bild und die Republik, wie „Im Auto von Herrn X, dürfen Anhalterinnen (!!!) nicht ans Steuer!“ oder „Skandal, im Auto von Herrn X werden Anhalterinnen schamlos zu Fahr- und Taxidiensten ausgenutzt!“, gehen wird.

8. Charlie Sheen, da Koks aus den Fußmatten, die Nutte aus dem Kofferraum und die Einschusslöcher im Himmel schwer zu beseitigen sind.

9. Zebras, da das Einsteigen, Anschnallen, Abschnallen und Aussteigen mit Hufen eine Ewigkeit in Anspruch nimmt.

10. Dominique Strauss-Khan, da er plötzlich nackt aus dem Kofferraum springen könnte, dem Fahrer eine Zimmermädchenuniform zwangsweise überstreifen würde und danach zum Start eines sexuell motivierten Angriffs übergehen könnte.


       (Oben genanntes gilt selbstverständlich auch für Kontakte aus der Mitfahrzentrale)



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Dienstag, 10. Mai 2011

Dreizack mit fünf Spitzen


2006 Maserati Quattroporte
2006 Maserati Quattroporte
von The Car Spy 
Stellt man einem Kleinkind die Aufgabe ein Auto zu malen, bekommt man weltweit in 99,9% der Fälle ein identisches Ergebnis: Motorhaube, vier Türen, vier Räder, auf Fahrerseite irgendetwas Astartiges was ein Lenkrad sein soll und zum Abschluss ein Stufenheck.
Die Welt dreht sich, Monde kommen, Monde gehen, dass damals den Wagen malende Kinder wird älter und größer und erkennt, dass es jenseits des Stufenheckkosmos eine aufregende Galaxie an Heck- und Autoformen gibt. Fließheck, Stummelheck, Schrägheck und das spektakuläre Steilheck. Unstreitig befanden sich noch nie mehr Autodesigns auf den Straßen als heute. Woraus resultiert dann diese absolute Selbstverständlichkeit bezüglich der Art und Weise wie Autos in den Kindergärten dieser Welt gemalt werden? Die Erklärung ist simpel, einleuchtend, elegant (im wahrsten Sinne des Wortes), ein Stufenheck bis 2004 (ab 2004 wohl eher ein Stummelheck) und hat zwei Worte: Maserati Quattroporte.


Urgroßvater des Quattroporte: Maserati A6G 2000
von Norbert Schnitzler
Wie so oft in der Geschichte der Automobilindustrie stand zu Beginn das Streben einer kleinen Gruppe von Italienern immer schneller fahren zu können. Als klar wurde dass viele Menschen diesen Drang teilten und man inzwischen das eigene Streben perfektioniert hatte, beschloss man aus den Umständen Profit zu schlagen und gründete im Dezember des Jahres 1914 die Firma Società Anonima Officine Alfieri Maserati. Es sollte aber noch 32 Jahre dauern bis die fünf Brüder Ettore, Alfieri, Carlo, Ernesto und Bindo sich dazu durchrangen einen Serienwagen mit dem berühmten Dreizack Emblem auf den Markt zu bringen. Den Maserati A6 (Vorsicht: Verwechslungsgefahr mit dem gleichnamigen Audi!!!). Eine für damals perfekte Vereinigung von Brachialität und Eleganz. Angespornt von der positiven Resonanz folgten in den nächsten Jahren neue Ausführungen und Baureihen. Der A6G mit überarbeiteter Karosserie (unter anderem gab auch Pietro Frua seinen Senf dazu, na ja zumindest die Firma, auf jeden Fall der Frua von Helmer Petterson und seinem P1800) und einer verbesserte Motorisierung von stolzen 100 PS. Maserati ließ danach noch den 3500GT und den 5000GT auf den solventen Geschwindigkeitsfanatiker los.

17 Jahre nachdem der erste Serienwagen auf den Markt kam, entstand in den heiligen Hallen Maseratis das Konzept für den oben erwähnten Maserati Quattroporte. Ausschlaggebender Grund für eine rasant-rassige, viertürige und geräumige Limousine waren, so besagt es die Legende auf den Straßen der Heimatstadt Bologna, die ersten Enkel der fünf Brüder. Aus der Not und der Gefahr ihre schnelle Fortbewegung im Alter zu verlieren, nur damit Enkel mitfahren konnten, wurde eine Idee und eine Modellreihe geboren die bis zum heutigen Tag in ihren Grundfesten existent und unverändert geblieben ist.

Wenn es etwas am Quattroporte zu kritisieren gibt, dann ist es der vielleicht einfallsreichste Name der Geschichte. Man stelle sich vor Mercedes hätte den neuen SLS „Mercedes Hochtür“ genannt. Hätte sich das Rad durchgesetzt wenn sein Erfinder es „Drehrundding“ genannt hätte? Eventuell, der Quattroporte hat sich ja schließlich auch am Markt etabliert, trotz seines unvorteilhaften Namens. Aber was wäre gewesen wenn der Quattroporte keinen so offensichtlich unattraktiven Namen bekommen hätte, sondern wie das Rad seinen Namen nicht anhand seiner offensichtlichen Eigenschaft erhalten hätte. Historiker sind einer Meinung, dass der Maserati sich ähnlich stark wie das Rad verbreitet hätte und demnach das Fortbewegungsmittel Nr.1 gewesen wäre.

Quattroporte
Quattroporte I
von Leo-setä
Der Quattroporte I ließ alle seine Konkurrenten mit beeindruckenden technischen Daten auf der Strecke zurück. Der V8 Motor schaffte knapp 260 PS (nimm das Dacia!) und erreichte als Spitzengeschwindigkeit 230km/h. Da es sich vom Konzept her um eine Oberklassenlimousine handelte, musste der Quattroporte sich von den bisherigen Sportwagen Maseratis abheben. So wurden ihm unter anderem drei der größten Erfindungen der Menschheit spendiert: Elektrische Fensterheber, eine Klimaanlage  welche in der zweiten Baureihe des Quattroporte I ab 1966 zur Serienausstattung gehörte und Ledersitze in denen man versank. Ab 1968 schienen die Enkel mit zu nehmenden Alter Geschmack an hohen Geschwindigkeiten gefunden zu haben und der Quattroporte bekam eine neue Motorvariante die es auf 300PS schaffte. 1970 wurde die Produktion des fantastischen Quattroporte I eingestellt.

Der Quattroporte II ist ein dunkles Kapitel in der Geschichte. Wie so oft hatten Franzosen die Finger im Spiel und hatten bestimmt nichts als gute Absichten, was aber gelinde gesagt nach hinten losging. Der Quattroporte II ist eine überdimensionierte Variante seines nahen Cousins Citroen SM. Er hatte Frontantrieb, 190PS und eine entenhafte Beschleunigung von 0-100km/h in 10 Sekunden. Schon früher also betätigten sich Franzosen gerne als Evolutionsfeinde (siehe zum Thema Evolution und Frankreich auch: http://karrenkult.blogspot.com/2011/04/homo-gruk-und-der-radikale-rumanische.html). Gott sei Dank wurden von dieser grässlichen Schöpfung nur 13 Modelle gebaut.

Maserati Quattroporte
Maserati Quattroporte III
von Craig Howell
Nach dem kurzen Ausflug im Eigentum von Citroen und der französischen Erkenntnis, dass man mit Maserati nichts anzufangen wusste, wechselte Maserati den Besitzer und kam Nationalitätentechnisch wieder nach Hause. Neuer Eigentümer war De Tomaso. Vom großen Erfolg des Quattroporte II angespornt und mit dem Willen diesen zu übertreffen, setzte man einen möglichen Quattroporte III an oberste Stelle der Prioritätenliste. Die Rückkehr im Jahr 1979 war grandios. Auf Basis des De Tomaso Deauville (dem französischen Einschlag im Namen zum Trotz!) präsentierte sich der dritte Quattroporte in der Tradition seines Großvaters. Hinterradantrieb, 255 PS, 280 PS, 300 PS (je nach Ausführung und Baujahr), Höchstgeschwindigkeiten bis zu 230km/h und ein fantastisches Fahrwerk kombiniert mit entsprechend luxuriöser Ausstattung. Erwähnenswert ist, dass Giorgio Giugiaro beim Design federführend wirkte. So sind Ähnlichkeiten zum Lancia Delta oder dem späteren De Lorean DMC bemerkbar. Alle basierten auf Giugiaros Konzeptwagen den Medici I und Medici II. 1986 kam eine handgefertigte Luxusausführung des Quattroporte III auf den Markt. Der Maserati Royale. Der fastfoodnahe Namen täuschte. 53 Exemplare wurden ausgeliefert. Kunden waren zumeist Politiker. 1990 fand der Quattroporte III seinen wohlverdienten und würdevollen Ruhestand.

1994, Maserati hatte wieder einmal den Eigner gewechselt und gehörte nun zur italienischen Übermarke Fiat, wurde der Quattroporte IV der Welt vorgestellt. Im Rücken die monumentale Finanzgewalt Mama Fiats, trauten sich die verantwortlichen Personen bei Maserati eine dezent neue und modernere Ausrichtung einzuschlagen. Marcello Gandini (unter anderem verantwortlich für das Design von Autos wie Alfa Romeo Montreal, Lamborghini Countach, Diablo, Espada, Jarama, Miura und Urraco, der ersten Generation des 5er BMW, Bugatti EB110, Ferrari Dino 308GT4 und dem Auto ohnegleichen, dem Lancia Stratos) verpasste dem Quattroporte IV ein wesentlich aerodynamischeres Aussehen mit dem für Gandini typischen leichten Zug nach vorne. Technisch befand sich Nr. IV in der Tradition seiner ruhmreichen Vorgänger. 284 PS bis 335 PS und Höchstgeschwindigkeit von bis zu 270km/h.

Maserati Quattroporte
Quattroporte IV
von FotoSleuth
1998 war es wieder einmal so weit. Maserati und Fiat funktionierte nicht und Ferrari nahm Maserati unter seine Flügel. Prompt wurde eine neue Version des Quattroporte IV mit dem Beinamen Evoluzione angekündigt. Abgesehen von vielen Verbesserungen im Wege der Produktion und Detailverbesserungen an über der Hälfte aller verbauten Teile war die vielleicht größte und wichtigste Änderung, der Wegrationalisierung der traditionsreichen Ovalen Maserati Uhr. 2001 endete die Geschichte des vierten Abkömmlings.

2006 Maserati Quattroporte
2006 Maserati Quattroporte, endlich wieder mit Uhr!
von The Car Spy
2004 wurde das fünfte und bisher letzte Basismodell der Familie Quattroporte vorgestellt, welches 2008 eine Erneuerung bekam. Wieder schaffte Maserati eine Hommage an die seit den 60er Jahren bestehende Tradition der Modellreihe. Das kantige Design fiel einer wesentlich runderen und weicheren Karosserie zum Opfer, wodurch eine Neuausrichtung erfolgte, weg von einer aerodynamischen Sportlimousine, hin zu einem klassisch angehauchten und hochgezüchteten Gran Turismo. Offensichtlich war die wichtigste Neuerung und technische Ausstattung: Die Rückkehr der Uhr. Andere Daten erschienen daher absolut nebensächlich (400-440PS, 0-100km/h in 5,6 Sekunden, bei fast 2t). 

2009 Maserati Quattroporte Sport GT S
2009 Maserati Quattroporte V
von Brian Snelson
Was bleibt abschließend als Erkenntnis? Der Quattroporte befindet sich seit fast 60 Jahren im Konzept unverändert am Markt und faszinierte dementsprechend hunderte wenn nicht tausende von Generationen, beeinflusste die Wahrnehmung technischer Möglichkeiten, begründete die Gattung der familientauglichen Wagen, deren Besitz Familienväter pünktlich mit stolzgeschwellter Brust ihre Kinder von der Schule abholen lässt und ist würdig als letzte Fahrt zur Ruhestätte zu dienen (Lech Kaczyński 2010).

Eindeutig: Der Quattroporte ist das Auto, weswegen wir Autos mit Stufenheck malen.



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Donnerstag, 5. Mai 2011

Roll, roll, roll, roll....

Volvo! (lat.) Ich rolle! Bis zum Jahr 1961 standen sich Name, Anspruch und Realität beim schwedischen Autobauer nicht im Weg. Der Name drückte skandinavische Konstanz und Unaufgeregtheit aus. Während in den 50er Jahren andere Autobauer wie Opel oder Ford die Möglichkeiten jenseits der Biederkeit austesteten, verließen sich die Schweden bei ihren Modellen auf die oberste skandinavische Prämisse „Rollen muss es, und zwar immerzu“.

Copenhagen: Volvo 444
Volvo PV444
von Tomislav Medak
Technisch waren die Modelle auf der Höhe der Zeit. Auch im Bereich des Komforts boten die Modelle keinen Grund zur Klage, da die hohe Rollafinität die Ingenieure zum Schluss kommen ließen, dass Volvos optimal für Langstreckenfahrten geeignet seien und daher entsprechend ausgestattet sein müssten. Angeblich waren Raststätten im Norden Europas überfüllt mit Millionen von PV444s, PV 544s und 120/130/220s.

Ende der 50er Jahre, nachdem bekannt und bewiesen worden war, dass Autos in der Tat flacher, sportlicher und ansprechender sein konnten, kam bei Volvo das Verlangen auf seinen Teil zu diesem Fakt beizutragen. In nächtelangen Sitzungen wurde beraten wie dies zu bewerkstelligen sei. Schließlich kam man zum Schluss, dass niemand besser geeignet sei ein Auto mit schwedischen Eigenschaften, aber ansprechendem Äußeren zu gestalten, als die Italiener. Man sprach diverse Italiener an, niemand schien interessiert. Deprimiert wurden wieder Sitzungen einberufen. Da keine Italiener für den Job begeistert werden konnten, beschloss man dass nächst Beste zu versuchen. Man engagierte einen skandinavischen Lehrling eines italienischen Designers und würde einfach behaupten, dieser habe es entworfen.

Pelle Pettersson vor einem P1800
So kam der bei Pietro Frua in der Ausbildung steckende Pelle Petterson, der Sohn von Helmer Petterson welcher für den PV444 verantwortlich war, in den Genuss den Auftrag für Volvo zu gestalten. Erst im Jahr 2009 sprach Volvo das Design Pelle Petterson zu. Kein Wunder, denn was aus der Feder dieses Schweden entstand, hätte das Weltbild von Skandinaviern nachhaltig verändert. Das Zentrum des Dolce Vita wäre wohl nicht in Italien verblieben, sondern extrem nordwärts gewandert. Andererseits hätte auch niemand ernsthaft in Erwägung gezogen, dass so etwas ein Schwede entworfen haben könnte. 2009 schien die Zeit einfach reif der Welt die Wahrheit zu verkünden, nachdem IKEA mehr oder minder erfolgreich ein paar Jahrzehnte der Welt versucht hat glauben zu machen, dass Schweden doch irgendwo stillvoll sein können. Dem unspektakulären Namen zum trotz, hatte der Entwurf und dass darauf basierende Serienmodelle es in sich. Der P1800, ab 1963 hieß er P1800 S weil die Produktion wegen minderer Qualität von West Bromwhich nach Göteborg verlegt worden war (das S stand einfallsreicher Weise für Schweden), erblickte 1961 das Licht der Welt.



Helgonets bil, Volvo P1800
Volvo P 1800
von Karl Jonsson
(An dieser Stelle würde normalerweise ein Absatz eingeschoben sein, der sich mit der Optik des P1800 befassen würde, aber die Bilder sagen mehr, als der Absatz könnte)

Doch dank „Ästhetik-war-uns-schon-immer-ein-wenig-suspekt-VW“ wäre das Vorhaben von Volvo fast im Keim erstickt worden. Volvo, in Person von Helmer Petterson, sprach bei dem traditionell eng mit VW verbundenen Hersteller Karmann vor. Als VW von der Möglichkeit einer ambitionierten Zusammenarbeit von Volvo und Karmann im Bereich der Sportcoupes Wind bekam, zogen die Wolfsburger die Notbremse und spielten ihre Karte als enorm wichtiger Geschäftspartner von Karmann aus und drohten alle Verträge zu kündigen und dementsprechend in Zukunft keine Aufträge mehr an Karmann zu vergeben.

Naziwissenschaftler ausschaltender P1800
mit Roger Moore
Mit Jensen Motors fand sich dennoch ein, wenn auch inkompetenter, Partner mit dem Volvo den P1800 schließlich im Jahr 1961 auf den Markt brachte. Erstaunlicher Weise war die Resonanz relativ verhalten. Ein Sportcoupé aus Schweden war ein Widerspruch, leider unbegründet, in sich. Volvo kam jedoch glücklicher Weise zugute, dass der P1800 S von Roger Moore in der Serie „The Saint“ gefahren wurde, Jaguar war nämlich der Auffassung dass es unter der Würde eines Jaguars wäre einen Junggesellen der viele Frauen abschleppt, nebenbei Bomben entschärft und Naziwissenschaftler ausschaltet zu transportieren. Volvo ließ sich auf das konträre Bild eines Schweden außerhalb seiner Komfortzone mit Frauen und Bomben ein, was einen enormen Popularitätsschub zur Folge hatte der sich in den Absatzzahlen erkennen ließ.

Volvo P1800
Wird niemals ausrollen...
Volvo P1800 von FotoSleuth
Am 27.06.1973 lief das letzte Modell der P1800 Reihe vom Band. Ab 1972 wurde nur noch der hässliche kleine Bruder, der P1800ES auch Schneewittchensarg genannt, produziert, dennoch markierte dieses Datum das Ende einer Ära bei Volvo. Vor fast 28 Jahre endete die Produktion des mit großer Wahrscheinlichkeit schönsten Volvo den die Welt jemals gesehen hat und sehen wird.

(Bei keinem Auto der Welt ist die Verbindung Markenname-Eigenschaft treffender. Der P1800 eines gewissen Irv Gordon hat seit 1966 ca. 4 000 000 km bewältigt. Volvo...) 


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Dienstag, 3. Mai 2011

Montag, 2. Mai 2011

Schönheitschirurg...

Die Vielfalt die der Automobilmarkt bietet ist so groß wie noch nie zuvor. Tausende von Marken, Millionen von Modellen und Milliarden von Ausstattungsmöglichkeiten. Manche Kombinationen hieraus werden als gelungen gesehen, manche sogar als ästhetisch anerkannt, doch im Endeffekt kommt es immer (leider) auf das subjektive Empfinden der Eigentümer an. Befindet man sich im Straßenverkehr und beschreitet man diesen mit geöffneten und unvoreingenommenen Augen, so bieten sich Ansichten die einem Vergleich einer Mona Lisa mit Hitlerschnurrbart, einem David mit Bierbauch, einer Sphinx mit Nase oder dem Reichstag ohne Kuppel in nichts nachstehen. Ist dies tragbar? Nein! Will man so im Straßenverkehr aussehen? Nein, außer man weißt masochistische Züge auf! Will man seine Mitmenschen nerven? Na ja, eventuell…jedoch nicht mittels diesem Werkzeug!

Falls das Bestreben einen leitet im Straßenverkehr möglichst hässlich zu sein, sollte man an dieser Stelle das Lesen einstellen. Falls nicht: 10 Tipps und absolute Tabus für das Auto zum Wohle der Mitmenschen!

  1. Duftbaum am Spiegel. Deutet auf eine enorm unterbliebene Körperhygiene hin. Wieso drehen sie nicht das Fenster auf, fahren durch die Straße und schreien laut: „Ich stinke, ich stinke!“
  2. Der Werksauspuff wurde getauscht und stimmt mit der PS-Zahl nicht annährend überein. Es sollte klar sein wer Socken am Strand dabei hat…
  3. Verkleidete Klopapierrollen auf der Hutablage. Einen besseren Weg Mitmenschen mitzuteilen, dass der Fahrer des Wagens eine extrem hohe Darmaktivität hat gibt es nicht.
  4. Vinylaufkleber die in Kombination mit dem Auto gegen den guten Geschmack verstoßen (z.B. Nissan Micra mit Blitzen auf der Seite). Außer der Fahrer besitzt und trägt ohne Scham Kleidung die Flammen, Blitze, Tribalmotive oder ähnliches aufweißt.
  5. Autos bei denen die Nachrüstung der Musikanlage teurer war als der Kaufpreis des Autos. Wieso zum Teufel wurde das Geld nicht gespart und dann in ein vernünftigeres Modell investiert? Sehr wirtschaftlich gedacht… (Der Punkt gilt analog für alle anderen Nachrüstungen)
  6. Tiefergelegte Autos bei denen es ab Werk nicht vorgesehen war. Laufen Sie mit Hosen auf Höhe der Knie rum?
  7. Jede Art von übertriebenem nicht geschmackvollen Bodykit und allem was damit zusammenhängt! Die Fahrer solcher Autos wirken äußerlich cool. Innerlich schluchzen sie: „Ich bin mit meiner Existenz unzufrieden, weil ich zu faul bin diese zu ändern, verändere ich eben meinen Seat Ibiza! Ich glaub morgen kauf ich noch ne neue Anlage…“
  8. Unmengen an Stofftieren auf der Ablage! Drückt folgendes aus: „Ich hab keinen Freund/in, meine Familie hat mich verstoßen, ich sehne mich nach einer Umarmung! Daher hab ich immer meine Ersatzfamilie dabei“.
  9. Holzperlensitzbezüge!? Sobald keine medizinische Indikation diese notwendig macht, sind solche Augenweiden so weit jenseits von Gut und Böse, dass kein Ausdruck der Welt die optische Ästhetik und Schönheit von Holzperlensitzbezügen auch nur annährend treffend beschreiben würde. (In Kolumbien wurde ein Fall von Augenkrebs dokumentiert, bei dem der Patient vor Erkrankung jahrelang in der optischen Kontrolle einer Holzperlensitzbezugfabrik tätig war)
  10. Überempfindliche Alarmanlagen die auf Geräusche reagieren. Sie schießen doch auch nicht aus ihrem Küchenfenster mit einem Luftgewehr auf spielende Kinder, oder?

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