Freitag, 29. April 2011

Homo Gruk und der radikale rumänische Rückschritt

Forscher und anerkannte Größen der Wissenschaften waren über Jahre hinweg einstimmig der Meinung, dass der Beginn des modernen Menschen wie wir ihn heute lieben und schätzen, ausgelaugt, gestresst, jammernd und egoistisch, auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung des kommunistischen Manifests im Jahr 1848 zu datieren ist. Karl Marx als Urvater und  Geppetto des modernen Menschen?

Fröhliche Menschen genießen den technischen Fortschritt
Festzustellen ist jedoch, dass der moderne Mensch in seinem heutigen Vorkommen absolut schuldlos an seiner freudigen Existenz ist. Nicht Marx ist schuld. Nicht der Kerl der die Dampfmaschine erfunden hat. Nicht der Teufel und erst recht nicht der Islam. Nicht das Telefon und die Vernetzung als Resultat. Nicht Gut(t)enberg und die Vervielfältigung von Schriften (Gemeint ist ausnahmsweise der Buchdruck! Nicht die Doktorarbeit). Wer dann?

Im Prinzip ist diese Frage leicht beantwortet. Schuld an unserer freudigen Existenz ist einzig und allein der spezielle Homo erectus, Homo habilis, homo inhabilis oder irgendein anderer Affe der erkannte, dass er durch Verbesserungen in Einzelfällen bessere Ergebnisse erzielte.

Unser „Homo“, nennen wir ihn Gruk, trat eine Kausalkettenlawine los für die man ihn, hätte man damals die Folge absehen können, dem Mammut zum Fraß vorgeworfen hätte. Es ist nicht unvorstellbar, dass die Kausalkette ungefähr wie folgt aussah:

The Thinker
Evtl. Homo Grunk kurz vor der Findung
der großer Stein/große Kraft Formel
(The Thinker by Ganesha Balunsat)
  1. Homo Gruk wollte eine Kokosnuss öffnen und schlug mit einem kleinen Stein drauf
  2. Homo Gruk konnte die Nuss nicht öffnen, kratzte sich am Kopf, grunzte und überlegte.
  3. Homo Gruk grübelte 15 Tage lang, bis ihm die Idee kam einen größeren Stein zu nutzen.
  4. Die Nuss wurde geknackt.
  5. Von dieser Sensation angetrieben, fing der Stamm von Homo Gruk an große Steine, große Steine gleich große Kraft, zu sammeln. Die Steinesammler standen aber vor dem großen Problem wie sie die Steine aus dem Fels schlagen sollten.
  6. Homo Gruk, inzwischen Stammesfürst Homo Gruk und offizieller Vordenker der Epoche,  dachte wieder 15 Tage nach, und erfand die Spitzhacke.
  7. Für die Spitzhacke brauchte man passende Griffe. Also wurde ein Trupp in den Wald geschickt.
  8. Im Wald lauerten Jaguare und verfeindete Schimpansen. Also wurden Waffen benötigt.
  9. Für Waffen brauchte man Eisen, wofür man heißes Feuer brauchte, dass der Nachbarstamm hatte. Also plante man einen Raubzug
  10. Auf dem Raubzug wurden siebzehn Männer getötet, also brauchte man Gräber, wozu Särge benötigt wurden. Das erforderte dringend Nägel….

Das Stresskarussell nahm immer schneller Fahrt auf. Diese von Stammesfürst Homo Gruk losgetretene Lawine spinnt sich durch die komplette Geschichte von den Sargnägeln der Tapferen über die Erfindung des Rads bis hin zur Poesie. Unglaublich, aber wahr!

Neben den schockierenden Tatsachen die diese Kette mit sich mitgebracht hat, darf man aber nicht vergessen, dass wir ihr auch genauso viel zu verdanken haben. Der Leitsatz lautet also: Evolution ist stressig, aber nützlich, vorteilhaft und wenn Du überleben willst, nutze große Steine damit Du Essen bekommst.

Daraus folgt, dass ein Rückschritt den Zurücktretenden zum Untergang verurteilt, oder haben Sie schon mal eine Maus erfolgreich den Schritt unter die Wasseroberfläche zurück machen sehen? Rückschritte sollten also um jeden Preis vermieden werden.

Jeder Mensch wurde, ist und wird mit diesem Verlangen und Wissen geboren was, ausgedrückt in leicht abgewandelten Worten des Buches Genesis, „gut so“ ist.  Doch entgegen diesem Trieb ist eine Entwicklung zu beobachten, die jedem mündigen und verantwortungsvollen Menschen Sorgenfalten auf die Stirn treiben sollte. Der DACIA LOGAN!

001716 - Dacia Logan
Dacia Logan
von M.Peinado


Jahrhunderte lang strebte der Mensch unter Nervenverlust und psychischer Anstrengung nach Verbesserung und Fortschritt. Jahrhunderte lang hat der Mensch für dieses von Homo Gruk gegebene Privileg gekämpft. Jahrtausende stieß der Mensch freudig in noch nicht erforschte Gebiete vor. Immer auf der Jagd nach der Krönung der Schöpfung und sich diese nicht abnehmen zu lassen. (Für Evolutionsstillstand siehe Planet der Affen)

Dann kommen Franzosen und Rumänen des Weges daher und beschließen einfach mir nix dir nix im Jahr 2004 einen kastenförmigen Botschafter des Jüngsten Gerichts zu entwickeln und ungefähr hundert Jahre Entwicklung der Automobilindustrie über Bord zu werfen: Wir bekommen wunderschöne Stoffsitze im 80er Jahre Design, Plastik bis zum Horizont, ein Lenkrad mit einer optischen Dicke von 3,7mm und unglaublich praktische Ablagefächer. (http://www.kfz.de/hersteller/dacia/logan/dacia-logan-picture-2-mare.jpg ).
Äußerlich sieht der Dacia Logan aus wie die Mischung eines 95er Ford Escort und einem gestauchten Renault 19. Wo zur Hölle bleibt die Ästhetik?

Pavian Portrait
Warten seit Markteinführung des Dacia Logans nur
auf den richtigen Augenblick zuzuschlagen: Die Affen.
(Pavian Portait von ff137)
Ist das Fortschritt? Nein! Das ist Stillstand par excellence. Die Evolution ist tot, auf in den Wald, jeder gräbt sich ein Erdloch, legt sich rein und wartet ihr folgen zu können. Es ist kein Fortschritt zwei Autos aus der Geschichte zu mixen, das ist lediglich Recycling. Liebhaber des Dacia Logans, werden jetzt auf die unglaublich tolle Preisgestaltung ihres Kastenwagens hinweisen. Knapp 7200 € musste man hinblättern um den maschinell personifizierten Rückschritt ins Mittelalter erwerben zu können. Wieder: Es ist kein Fortschritt ein Auto mit Design und Ausstattung die zehn Jahre vor Markteinführung das Nonplusultra darstellten, zehn Jahre später einfach zu einem geringeren bzw. ca. halbierten Preis auf den Markt zu werfen und lautstark von den Dächern zu brüllen: „Wir haben das Rad der Preisgestaltung neu erfunden!“.

Hätte es von Kirchtürmen und Dächern geschallt: „Wir haben das Rad der Preisgestaltung neu erfunden, indem wir neue Produktionswege und Methoden erschlossen haben, die uns ermöglichen den Dacia Logan mit Lederausstattung, hunderten von Airbags (Ja Dacia Fans, inzwischen gibt es Seitenairbags, aber wir beziehen uns hier auf die Markteinführung im Jahr 2005), 2,4l Motor und einem Kuhfänger auszustatten.“. Dann wären Franzosen und Rumänen als die Bewahrer der Evolution und Beschützer der Menschheit vor den Affen in die Geschichte eingegangen. In Ehrfurcht würde man beim Klang des Namen erstarren: „Der allmächtige Dacia Logan!“.

So verbleiben wir jedoch mit dem bitteren Gewissen, dass das Ende der Evolution und der Menschheit wie wir sie kennen eingeläutet wurde. Der Niedergang der Automobilkultur des Abendlandes. Alles wegen eines frankorumänischen Rückschritts, dem Dacia Logan

Evolution gestern, heute und morgen
(Unverändertes Origina aufl: http://www.flickr.com/photos/mrs_logic/5313324830/)  

(Fairer Weise muss eingestanden werden, dass das oben Genannte nur für den europäischen Raum gilt. Der Dacia Logan wurde auch in Regionen wie Iran, Kolumbien oder China produziert und brachte wohl somit technischen Fortschritt und Know-How in Bereiche der Welt, die aufgrund politischer Diskrepanzen von technischen Entwicklungen der 80er Jahre weitestgehend ausgeschlossen waren!)


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