Samstag, 23. April 2011

Alfa in paar Worten...


Keine andere Marke polarisiert mehr als Alfa Romeo. Was wäre also naheliegender als ein erster Artikel über die Marke aus Mailand. Ein Hybride aus Ästhetik, miserabler Verarbeitung, schlechte Technik und dennoch Fahrspaß. So die Allgemeinheit...

Archivio Perini © - Cardesignto@gmail.com
http://www.flickr.com/photos/27620885@N02/3338821962
Die Marke Alfa Romeo erblickte mit uninteressanter Vorgeschichte (Aktiengeschäfte, Namensänderungen und ein Franzose) am 24.06.1910 das Licht der Welt in Mailand. Nach diversen Problemen wegen kleineren weltpolitischen Entwicklungen und einer von Hitlers Busenfreund Mussolini veranlassten Bürgschaft, kam man was den Autobau anbelangte langsam in Fahrt. Höhepunkt vor dem zweiten Weltkrieg war der 8C 2900 mit einer Höchstgeschwindigkeit von 205 km/h.

Das Wort auf italienischen Schafsweiden in den 30er Jahren war, dass die Schlange auf dem Wappen nichts mit dem historischen Quatsch von Ottone Visconti und dem erschlagenen Sarazenen Fürst und seinem abgezogenen Schild, wo angeblich eben jene Schlange ein Kind aus dem Mund gebärend drauf abgebildet war, zu tun hatte, sondern sich eine Schlange auf eine Fahrt unter den 8C 2900 klemmte und als Resultat der unglaublichen Fliehkräfte und Beschleunigung ihr Mittagessen wieder auskotzte. Es ist wissenschaftlich anerkannt, dass sich im Italien der 30er Jahre hunderte dokumentierte Fälle von "Kind-wurde-von-Schlange-gefressen"zutrugen.  


Alfa Romeo Giulia by iphilipp
http://www.flickr.com/photos/iphilipp/723342645/

Doch was brachte Alfa Romeo das angesprochene uneinheitliche Markenimage, dass es heut inne hat? 
Nach dem zweiten Weltkrieg widmete sich Alfa Romeo, abgesehen von ein paar Bussen für das Inland und LKWs in Südamerika, der PKW Produktion. Genie und Wahnsinn mussten sich in den Werken in Arese, Portello und Pomigliano d'Arco täglich die Klinke in die Hand geben. Fantastische und Maßstäbe setzende Wagen wie die Giulietta und Giulia wurden hergestellt. Ausstattungsmerkmale wie Fünfganggetriebe sowie die Karosserieformen waren absolut einzigartig und wegweisend in der Automobilindustrie.

Mehr oder minder Erfolgreiche Auftritte seit Existenzbeginn der Marke bis 2008 in der Formel 1 (2x Weltmeister), Tourenwagen Meisterschaften und als Motorproduzent festigten den Ruf von Alfa Romeo. Nachdem nun Genie lang genug für Furore gesorgt hatte, war Bruder Wahnsinn neidisch und zog seine Kreise. Der Beginn des Liegenbleiber-Image nahm seinen Lauf. 

Im Werk in Pomigliano d'Arco begann im Jahr 1972 der Bau des Alfasud. Im Prinzip handelte es sich hier um nichts anderes, als eine wohlgemeinte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme der Italienisch Regierung mit dem Ziel den schwächer strukturierten Süden des Landes zu stärken. Markenspezifisch ging der Plan für Alfa absolut in die Hose und markierte den Wendepunkt zum negativen Image. Der Grund lag hierfür in den Arbeitnehmern. Es handelte sich um streikwütige und mindergebildete Bauern aus den umliegenden Dörfern. In 13 Produktionsjahren wurde das Werk mehr als 700 mal bestreikt. Nicht sachgerechte Verarbeitung und falscher Umgang mit Materialien führten dazu, dass der Alfasud enorme Rostprobleme aufwies und entgegen dem bisherigen positiven technischen Image katastrophale Zuverlässigkeit an den Tag legte. 


Der unglaubliche Alfasud


1983 kam man, von den Streiks noch ganz durcheinander, auf die Idee eine Kooperation mit Nissan einzugehen. Das Ergebnis: Der umwerfende Alfa Romeo Arna.
Japanisches Design und die Qualität des Alfasud. Eine Kombination die keines weiteren Kommentars bedarf... 


Italo-Japano Arna

Bauern und Japaner führten also Alfa Romeo an den Rand des Ruins. 1986 wurde Alfa Romeo an Fiat verschachert. Aus dieser Zwangsehe entstanden viele 
unspektakuläre aber solide bis gute Modelle wie der 145, 146 ,147, 155 , 164 oder der 166. In Tradition der zweiseitigen Medaillie schaffte Alfa Romeo jenseits der uninteressanten Modelle durch Modelle wie dem GTV, dem zeitlosen Spider, dem bildschönen GT, dem 156 (immerhin Auto des Jahre 1998), dem 159 oder dem brachialen Brera immer wieder mit positiven Ausreißern auf sich aufmerksam zu machen.

Unabhängig von der technischen Qualität haben Alfas unstreitig eine besondere Aura. Das Wissen eventuell hinter der nächsten Kurve liegen bleiben zu können oder aber auf eine unglaublich spaßige Art und Weise durch die Kurve zu gleiten belebt auf eine einzigartige Weise. Beim Einsteigen sich bewusst zu sein, 
dass man gleich in einem Objekt von vollendetem Design einsteigen wird und alle Blicke auf sich ziehen wird. Das vollkommene Gefühl in einer Komposition des guten Geschmacks zu sitzen. Die Tatsache Eigner eines vollkommen individuellen Autos zu sein, nirgendwo auf der Welt gibt es einen Alfa der gleichen Reihe mit den gleichen Mängeln, den gleichen Vorzügen und den selben Verhaltensweisen.

Wen interessiert da noch, dass das Handschuhfach im 1er BMW komplett schließt. Wen interessiert da der Verbrauch? Wen interessiert da noch die Verlässlichkeit eines VW Passats? Nicht ohne Grund sagt man in Italien, ein Mensch muss folgende Dinge in seinem Leben getan haben um auf dem Sterbebett von einem erfüllten und guten Leben sprechen zu dürfen: Ein Haus bauen, einen Baum pflanzen, Kinder kriegen und einmal einen Alfa besessen haben. 

Zum Abschluss für diejenigen die noch immer Skeptiker sind und Volksweisheiten keinen Glauben schenken, zwei Zahlen und Buchstaben: 4C und 8C.





























In diesem Sinne frohes Liegenbleiben und maues Ankommen! 




Flattr this

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen