BMW ist einer der großen Premiumhersteller. BMW steht für
höchste Qualitätsansprüche in jeder Hinsicht. BMW verkörpert Sportlichkeit.
Dennoch haftet ein Vorurteil den Bayern nicht an: Extravaganz. Luxuriöse Schlichtheit, Zurückhaltung unter dem Wissen der
eigenen Möglichkeiten und Leistungsstärke und eine einheitliche Designsprache
die manch einer als firmenwagenprädestiniert betrachtet. Alles Dinge die vom
1er bis zum 7er und sogar in der kompletten M Sparte auszumachen sind. Auch die Exklusivität ist abhanden gekommen, denn wo man auch hinschaut wimmelt es vor 1er,
3er, 3er Touring, 5er und 5er GT.
Jemand in verantwortungsvoller Position hat dieses
Firmenmanko nun anscheinend erkannt. Auf dem Concorso d’Eleganza am Comer See
hat BMW nun das BMW Zagato Coupé zum ersten Mal der Weltöffentlichkeit
vorgestellt. Im Stile des M1 wurde hier an die gute Tradition der
bajuwarischen-italienischen Zusammenarbeit angeknüpft. Mit überwältigendem
Ergebnis, für das die Bilder alleine sprechen.
Natürlich ist die Basis des Z4 nicht zu verleugnen. Doch
stört das jemanden? Natürlich nicht, denn was gibt es besseres als einen BMW
mit dem typischen Zagato Heck und italienischem Designkleid? Die Antwort fällt
relativ einfach aus: Ein BMW mit dem typischen Zagato Heck, italienischem
Designkleid und Straßenzulassung! Das beste an der ganzen Sache: Das BMW Zagato
Coupé erfüllt die Anforderungen der Antwort. Demnach könnte es, Gott sei Dank,
nicht ganz unwahrscheinlich sein, dass eines Tages das BMW Zagato Coupé
tatsächlich auf Alpenpässen und Landstraßen zu sehen sein wird, auch wenn
hierzu und zu detaillierten technischen Aspekten seitens BMW noch nichts zu
hören war. Diesen Trumpf wird BMW ausspielen!
Nachdem der 159er, der Brera und der aktuelle Spider eingestellt wurden und noch lange kein Nachfolger des 166er am Horizont in Sicht ist, ist das Serienangebot an Neuwagen aus Mailand drastisch geschrumpft.
Bald wieder unterwegs?
Spider Duetto 66-68
Gestern aber gelangte frohe Kunde über die Alpen, denn Alfa Romeo und Mazda haben ein Abkommen zur Entwicklung eines gemeinsamen Roadsters abgeschlossen. Nun darf an dieser Stelle zu Recht Vorfreude auftreten. Denn was könnte es besseres geben als einen technisch rundum erneuerten MX-5, mit dem Motor des bald auf den Markt kommenden 4C, das alles eingekleidet in einen Entwurf von Bertone oder Pininfarina und der obendrein als Kirsche an den klassischen Spider erinnert? Die Tatsache, dass eben jener Wagen 2015 in Produktion gehen soll!
In Deutschland ist die in den Medien vorherrschende
Motorsportart die Formel 1. Bedingt durch 9 Weltmeister in den letzten 20
Jahren, 4 Vizeweltmeisterschaften und die Masse an deutschen Fahrern im Feld,
fällt es natürlich leicht die Begeisterung zu verstehen. Viele Geschichten sind geschrieben worden, viele Geschichten
werden erzählt und viele Geschichten werden wieder vergessen. Eine der
bewegendsten Geschichten, die die Formel 1 nicht komplett selber schrieb, aber
teilweise von der Formel 1 mitverfasst wurde, ist die von Alessandro Zanardi.
1991 gab Zanardi sein Debüt in der Formel 1 für das Team Jordan. Abzusehen war
dies keinesfalls, wurde er doch nicht in eine der typischen Rennfahrerfamilien
hineingeboren in denen der Sohn dem Vater nacheifert. Er war der Sohn eines
Klempner und einer Näherin, in deren Haus in der Nähe von Bologna andere Themen
als Motorsport das Tagesthema bestimmten. Ein Unglücksfall sollte wegbestimmend für den damals 13 Jahre alten Alessandro
werden. Seine ältere Schwester Cristina kam in einem Autounfall ums Leben. Als
Folge dessen beschloss sein Vater, mit der verständlichen Sorge um das Leben
seines Sohnes, dass Alessandro mit 14 nicht den italienisch-üblichen Roller
bekommen sollte, sondern seinen Bedürfnissen nach Geschwindigkeit auf einer
Strecke nachkommen sollte, und zwar mit vier Rädern- dem Kart.
Dies tat er mit Hingabe, Leidenschaft und dem zwangsläufigen Erfolg. Nach
einigen italienischen Meisterschaften, einer gewonnen Europameisterschaft und
einer an Michael Schumacher verlorenen und diversen Siegen bei internationalen
Grand Prixs wechselte Zanardi in die Formel 3, konnte dort nicht wirklich Fuß
fassen, wechselte zurück zum Kart und wurde Weltmeister.
Daraufhin folgte ein erneuter Anlauf in der Formel 3 und 3000. Das funktioniert
immerhin so gut, ein paar Poles und ein paar Siege, dass Zanardi 1991 aufgrund
eines glücklichen Umstands in die Formel 1 wechseln konnte. Eddie Jordan hatte
Michael Schumacher beim Belgien Grand Prix als Ersatzfahrer verpflichtet. Doch
nachdem Schumacher im Qualifying ohne ansatzweise zu lupfen durch die Eau Rouge
bretterte, erkannte Flavio Briatore das schlummernde Talent, ignorierte
eventuelle Vertragshindernisse und ein Cockpit in der Formel 1 war wieder frei.
Eddie Jordan erinnerte sich an Alessandro Zanardi und verfrachtete ihn für die
restlichen drei Rennen ans Steuer.
Doch irgendwie erinnerte das erste dreijährige Gastspiel von Zanardi ein wenig
an seinen ersten Versuch in der Formel 3
Fuß zu fassen. So recht klappen wollte es nicht. Er
tingelte über Jordan und Minardi zu Lotus, wo seine Karriere nach einem herben
Unfall in Belgien in Stocken geriet. Auch nach seinem Comeback wollte sich der
Lotus partout nicht mit ihm anfreunden.
Alessandro endet schließlich 1995 ohne einen Cockpitplatz und hält sich als
“Fahrlehrer” und zweifacher Fahrer in der Vorgängerklasse der GT Meisterschaft
über Wasser. Schließlich erfolgte der große Wendepunkt. Zanardi unterschrieb
einen Vertrag für die IndyCar Serie.
Hier bekam man das wahre Talent Zanardis zu sehen. In seiner ersten Saison
bekam er die Auszeichnung des besten neuen Fahrers. Durch drei Siege und fünf
Poles hatte er sie weit mehr als redlich verdient. Am Ende der Saison lag er
gleichauf mit dem Zweiten Mario Andretti, dem er sich aber wegen dem direkten
Vergleich geschlagen geben musste. Dennoch hatte diese Saison Alessandro
Zanardi zu einem der beliebtesten Fahrer des Feldes gemacht. Doch was genau
machte ihn so sympathisch? Sicherlich war es der Humor und die Offenheit in den
Interviews und natürlich waren es die erwähnten Erfolge, aber unzweifelhaft war
es die letzte Meile im letzten Rennen der Saison 1996. Zanardi kämpfte sich
über das komplette Rennen bis auf den zweiten Platz vor. Brian Herta verteidigte seine
Führung am Limit. Bis in der letzten Runde Alessandro Zanardi mit einem
waghalsigen Manöver in die Geschichte des Motorsports einging und zur Legende
wurde. Vor der berüchtigten Korkenzieherschraube zog Zanardi aus dem
Windschatten nach innen und überholte aus einem unglaublichen Winkel den leicht
nach außen abgewichenen Herta, flog über äußeren Randsteine, bugsierte den
Boliden um einen Reifenstapel rum, kam wieder auf die Strecke und erlangte die
Kontrolle zurück, sollte er sie jemals in der Situation verloren haben. Die gewonnene Führung behauptete er bis in Ziel unter dem stetigen Geschrei des Teambesitzers
im Funk: “You’re the man Alex! You’re the man!”. Am Ende der beiden folgenden
Saisons stand jeweils der Titel.
1999 hieß es eine Rechnung zu begleichen. Ein erneutes Gastspiel in der Formel
1 bei Williams endet nicht zufriedenstellend. Zanardi kann die Pace von Ralf
Schumacher nicht mitgehen und gerät so in den toten Winkel der Euphorie
innerhalb des Teams. Fehlende Sympathie der beiden Fahrer für einander und
diverse technische Ausfälle lassen Alessandro am Ende der Saison entnervt
seinen Hut nehmen.
Nach einer Auszeit erfolgte 2001 das Comeback in der ChampCar-Serie. Es endete
in einem Inferno auf dem Lausitzring. In einem der schlimmsten Unfälle der
neueren Motorsportgeschichte verlor Alessandro beide Beine. Noch heute ist es
unverständlich wie jemand die Urgewalt des Unfalls überleben konnte. Nüchtern
betrachtet ist es nichts als ein blankes Wunder. Die Welt erlebte eine Wiedergeburt. Alessandro bekam Prothesen. Nicht
unweit seiner Heimatstadt und der Region wo er einst seine ersten
Rennfahrerversuche im Kart unternahm, musste Alessandro neu laufen lernen. Er
kämpfte und gewann! Bereits 2003 schaffte er sein Comeback beim letzten Lauf
der European Touring Car Championship in Monza. Unter riesigem
Medieninteresse fuhr er auf den siebten Platz für das BMW Italy-Spain Team.
2009 erklärte Zanardi seinen Rücktritt vom aktiven Motorsport.
An dieser Stelle im Leben hätten sich sicherlich viele zurückgelehnt, auf eine
erfüllte Karriere voller Höhen und Tiefen zurückgeblickt. Doch einmal mehr
trieb gewann der Trieb nach Geschwindigkeit und Wettbewerb die Oberhand. 2012
tritt Alessandro Zanardi in der Handbike Disziplin bei den Paralympics in
London an. Muss mehr gesagt werden?
Sicherlich werden Kritiker an dieser Stelle sagen, der Ruhm und Ehre haben es
ihm leicht gemacht über seine Behinderung hinwegzukommen und seine finanziellen
Polster haben ihm nur die besten medizinischen Hilfsmittel beschert. Natürlich
ist dies nicht auszuschließen, doch es steckt viel mehr dahinter und natürlich
darf die blanke Betrachtungsweise nicht fehlen: Dem Mann wurden beide Beine bei
320 km/h
abgerissen und er hat 75% seines Blutes auf der Strecke verloren. Gerade daher
ist die Offenheit und der Humor mit der Zanardi über seinen Zustand auf seiner
Homepage umgeht beeindruckend. Hier handelt es sich um einen Mann der sich
durch nichts in der Welt unterkriegen lässt, der sich nicht schämt detailliert
über die technischen Aspekte seiner neuen Herausforderungen zu sprechen und der
auch im relativ objektiv-hohen Alter sich nicht zu schade ist neue Wege zu
bestreiten und situativ anzupassen.
Der Begriff wird oftmals viel zu voreilig in Zusammenhang mit Personen
gebracht. Doch hier gibt es nichts treffenderes. Alessandro Zanardi ist eine
Inspiration!